Aktion «Rettet den 8er»


Das 8er Tram soll auch weiterhin direkt in die Innenstadt führen | Bild Schuler

In den nächsten Wochen werden Weichen für die Tramnetzentwicklung gestellt. Es gilt, für das Kleinbasel und die Innenstadt ungünstige Pläne zu verhindern, bevor sie für viel Geld in Beton gegossen werden. Der öffentliche Verkehr soll auch hier attraktiver werden – nicht umgekehrt.

Die Regierung legt alle vier Jahre dem Grossen Rat ein ÖV-Programm vor. Im Frühling 2021 wird es das Programm 22-25 sein. Einerseits berichtet die Regierung darin, wie sie das Angebot des öffentlichen Verkehrs 2022-2025 gestalten will. Anderseits auch, wie Planung und Ausbau der Infrastruktur 2026-2029 aussehen soll. Ziel der Übung ist, den ÖV attraktiver zu gestalten, besser auf die Bedürfnisse der Fahrgäste zuzuschneiden und längerfristig die verschiedenen Verkehrsmittel Bus, Tram und S-Bahn besser miteinander zu kombinieren. Dies ist dringend nötig, weil die Anzahl der BVB-Fahrgäste seit 2015 abnimmt.Was bedeuten die Pläne der Regierung für das Kleinbasel? Vor allem betrifft es die Tramlinie 8 und die Buslinie 30. Sie verlieren ihre aktuelle Attraktivität. Der 8er soll nicht mehr durch die Innenstadt und der 30er soll als Tramlinie über die Johanniterbrücke und den Petersgraben hinauf zur Universität geführt werden. Ob dieses 30er-Tram von der Lyss später je einmal via Schützen- und Steinengraben über den Heuwaageviadukt - oder als Berg- und Talbahn via Heuwaage - zum Bahnhof SBB verlängert wird, steht in den Sternen. Aus dem Unteren Kleinbasel, Klybeck und Kleinhüningen wird die Innenstadt nur noch durch Umsteigen am Claraplatz erreicht.

Keine neue Idee

Grundlage zu diesem Konzept ist eine Idee aus den 80ern des letzten Jahrhunderts. Der Engpass im Basler Tramnetz ist die Strecke zwischen Schifflände und Aeschenplatz. Tangentiallinien durch die ehemaligen Stadtgräben sollen die Innerstadt entlasten. Dass dann die Innenstadt aus vielen Quartieren nur noch durch Umsteigen erreichbar ist, wird dabei in Kauf genommen. Das verlängert die Reisezeit wesentlich und fördert die Attraktivität des ÖV nicht. Die Umfahrung liegt auch nicht im Interesse einer lebendigen Innenstadt. Es ist auch unverständlich, wieso man ein S-Bahn-Herzstück mit einer Haltestelle Basel-Mitte (Marktplatz) planen kann und gleichzeitig die Tramlinien grossräumig darum herum führen will.Dagegen wehren wir uns.

Sinnvoller ist es, die Kapazität der Strecke zwischen Schifflände und Theater zu verdoppeln. Dann können die bestehenden und zukünftigen Linien aus dem Klybeck, Dreispitz und weiteren Entwicklungsgebieten radial von der Mitte aus in die Quartiere ausstrahlen. Die Stadtgräben müssen nicht mit zusätzlichen Tramgleisen verbaut und die Plätze nicht zu mehrgleisigen Bahnanlagen des Typs Aeschenplatz verunstaltet werden. Auch Velofahrende werden es schätzen, keine neuen gefährlichen Kaphaltestellen auf dem Basis-Velonetz anzutreffen. Dafür setzen wir uns ein.

Vernehmlassung verpasst

Die Vernehmlassung des ÖV-Programms 22-25 ging vollkommen am Unteren Kleinbasel vorbei. Es gab keine einzige Stellungnahme dazu aus dem Raum zwischen Wettsteinplatz und dem Dreiländereck. Das ist nicht erstaunlich. Es wurden zum Beispiel 16 Basler Quartiervereine zur Stellungnahme angeschrieben. Im Untern Kleinbasel und Postkreis 5057 kein einziger. Diese Tatsache wird übersehen.
Das Thema Tramnetzentwicklung ist im Untern Kleinbasel seit Jahren hochaktuell. Schon 1996 wurde aus den oben erwähnten Gründen ein Claragrabentram (8) und 2014 ein Erlenmatttram (30) an der Urne abgelehnt. Trotzdem wurden die Mängel des Konzepts nie berücksichtigt. Aus diesen Gründen hat sich auf Initiative des Quartiervereins Matthäusplatz – Unser Platz ein Aktionskomitee „Rettet den 8er“ gebildet. Als Erstes will es die guten ÖV-Verbindungen des Stadtteils erhalten und als Zweites eine ernsthafte Prüfung alternativer Konzepte fordern. Eine Möglichkeit wäre, den Birsigtunnel zwischen Schifflände und Heuwaage in einen Tramtunnel umzubauen. Der Birsig könnte durch einen separaten Stollen direkt in den Rhein geleitet werden. Die Aktion ist politisch und wirtschaftlich unabhängig. Wer diese Ziele unterstützen möchte ist eingeladen, sich als Sympathisant auf der Website der Aktion einzutragen (Link: https://rettet-den-8er.fuer-basel.ch).

P. Schuler

3-2021 PeterSchuler Mobilität Klybeck Matthäus