Coopérative d’Ateliers

Genossenschaftliches Wohnen und Arbeiten am gleichen Ort zu günstigen Mietpreisen.

Vor etlichen Jahren schloss sich eine Gruppe von Basler Künstlerinnen und Künstlern auf der Suche nach Gebäuden zur Umnutzung oder geeigneten Grundstücken für den Bau von Wohnateliers zusammen. Auf der Erlenmatt - Ost bot sich auf dem Gelände der Stiftung Habitat die Möglichkeit, mit dem Architekturbüro Heinrich Degelo ihre Ideen in einem Neubau umzusetzen. 2016 erfolgte die Gründung der Genossenschaft «Coopérative d’Ateliers» als Bauherrin. Bedingung eine Wohneinheit mieten zu können, ist die künstlerische Tätigkeit der Mieter und Mieterinnen.

Um den Vorgaben der Stiftung Habitat, ökologisch und nachhaltig bauen zu entsprechen, wurde das Gebäude nach Minergie-Eco-Standard errichtet. Dank der 78 cm dicken Aussenwände und der sensorgestützten Lüftung benötigt das Gebäude keine Heizung, sondern kommt mit der Abwärme der Geräte und der BewohnerInnen aus.
Das Wohnatelierhaus im Erlenmattquartier ist ein Prototyp. Der Innenausbau ist auf ein absolutes Minimum reduziert, die Räume werden im eigentlichen Rohbau vermietet. Jede Mietfläche verfügt über einen flexibel platzierbaren Sanitärblock, der sich aus Küchen und Badelementen zusammensetzt. Alle Leitungen werden nach Bedarf über Putz verlegt und können ohne grossen Aufwand angepasst werden.

Verantwortlich für den Innenausbau, die Raumeinteilung und Gestaltung sind die Künstlerinnen und Künstler selber. Dadurch konnte der Mietpreis auf 10 Franken pro Quadratmeter gesenkt werden. Für kleinere Lofts beträgt dies rund 600 Franken Miete, bei den grossen maximal 1600 Franken, bei diesen kann mit den zwei Eingängen Atelier- und Wohnraum getrennt werden. Die Raumhöhe von 3.45 m lässt unterschiedliche räumliche Unterteilungen zu und erlaubt, erhöhte Galerien einzubauen. Viele BewohnerInnen bauten ihre Wohnateliers eigenhändig aus. Bei einem Auszug muss der Raum zurückgebaut werden.

Die markante Balkonbrüstung des Künstlers Andres Bally. Bild mbp

Der Hof wird rege genutzt und ist ein allgemeiner Treffpunkt. In grossen Hochbeeten werden Gemüse und Blumen angepflanzt, Filme werden an Openairs direkt an die gegenüberliegende fensterlose Hauswand projiziert, man trifft sich zum Grillieren.
An den monatlichen Sitzungen werden Ideen und Probleme besprochen. Nicht absolut befriedigend ist immer noch das Lüftungssystem. Um zum Beispiel im Sommer nachts die Temperatur möglichst tief abzusenken muss der automatische Schliessmechanismus der raumhohen Fenstertüren ausser Betrieb gesetzt werden.
Es wohnen viele junge Familien in dem unkonventionellen, voll ausgemieteten Haus. Zurzeit besteht eine Warteliste für InteressentInnen.

Drei kunstschaffende Genossenschafterinnen gewährten mir Einblick in ihre unterschiedlich genutzten und entsprechend verschieden eingerichteten Atelierwohnungen.

Alexandra Meyer arbeitet performativ, ihre Objekte sind oft mit einer persönlichen Geschichte verbunden. Im Museum Tinguely stellte sie dieses Frühjahr im Rahmen von «Amuse-Bouche» aus. Sie wohnt und arbeitet mit ihrem Partner und ihrer kleinen Tochter seit Beginn in ihrem grossen Wohnatelier mit grosszügigem Balkonteil. Das Atelier, es dient auch als Gästezimmer, ist über einen Durchgang mit der Wohneinheit verbunden. In diesem vorderen Teil ist ein Kinderzimmer abgetrennt, das Elternbett hängt über dem Sofa im Wohnbereich.

Das Atelier von Alexandra Meyer hinter dem Durchgang dient gleichzeitig als Gästezimmer. Bild mbp

Barbara Bühler arbeitet als Architekturfotografin für namhafte internationale Architekturmagazine. Für ihre Tochter hat sie ein Zimmer ausgeschieden, welches mit einem eigenen Eingang verbunden ist und liess ein zusätzliches kleines Bad einrichten. Hinter den hellen Holzplatten ihres Wohnateliers gibt es jede Menge Stauraum. Jede noch so kleine Nische wird genutzt.

Barbara Bühler

Franziska Furters kleines Wohnatelier im Erdgeschoss mit direktem Ausgang zum Gemeinschaftshof ist ein eigentliches «pied à terre».

Eingang zu Franziska Furters Wohnatelier. Bild mbp
Ihr zweites Atelier befindet sich in Berlin. Diesen Sommer zeigte «space 25» an der Rebgasse einige ihrer vielseitigen Werke. 60 m2 sind ein eher beschränkter Raum. Hier befindet sich das auf eine Seite offene Bad hinter der Küchenzeile. Darüber liegt auf einem Metallgerüst das Bett.

Auf 60 m2 vermischt sich Arbeit und Wohnen. Bild mbp

Monica Bühler-Pfändler

Monica Bühler-Pfändler 9-2020 Wohngenossenschaft Erlenmatt